Die neue geplante Gülle-Aufbereitungsanlage liegt weit über dem Bedarf für die regionale Landwirtschaft. Lediglich ein Drittel der geplanten Kapazität von 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr sind aus dem Kreis Steinfurt zu erwarten. Damit wird voraussichtlich die Anlage besonders zur Entlastung der industriellen Massentierhaltung z.B. aus Niedersachsen dienen und damit zu einem verstärkten klimabelastenden Gülle-Tourismus führen. Mit einem zusätzlichen Verkehrsaufkommen von täglich 250 LKW wird die Region und Saerbeck erheblich belastet. Auch wenn derartige Anlagen gravierende Umweltprobleme der Landwirtschaft wie Nitratbelastung des Grundwassers, Medikamenteneintrag und Ammoniakemissionen entschärfen können, wird durch die kostengünstige Entsorgung von Gülle die weitere Zunahme einer industriellen Massentierhaltung unterstützt und gefördert. Unter der gegenwärtigen agrarpolitischen Ausrichtung bedeutet das aber immer mehr Tiere mit immer mehr klimaschädlichen Emissionen.
Die negativen Auswirkungen der industriellen Landwirtschaft und des Fleischkonsums auf das Weltklima sind dem Bürgermeister und den Experten im Rathaus durchaus bekannt. Bei dem geplanten Projekt werden aber die wirtschaftlichen Interessen eindeutig vor die Argumente zum Klimaschutz gestellt. Mit der Gewinnung von Biogas vor Ort können die globalen Auswirkungen der Massentierhaltung von Emissionen bis Regenwaldvernichtung nicht ausgeglichen werden. Die Saerbecker Grünen sehen die Lösung für die Entsorgungsprobleme der Gülle nicht in großtechnischen Anlagen sondern in lokalen Kreisläufen mit einer Landwirtschaft mit kleineren Tierbeständen und artgerechter Tierhaltung. Die zunehmende Industrialisierung der Fleisch- und Milchproduktion verstärkt auch für die bäuerlichen Familienbetriebe, die sich in guter landwirtschaftlicher Praxis um eine Produktion in betriebseigenen Wirtschaftskreisläufen bemühen, den Kosten- und Existenzdruck. Die Saerbecker Grünen werden sich mit aller Kraft gegen das geplante Großprojekt wehren und verweisen zum Faktencheck auf den Agraratlas 2019 ( Heinrich Böll Stiftung / BUND ).