Von Moorstrategie bis Hembergerner Straße
Einen weiten Bogen von Moorstrategie und Flächenversiegelung bis zur neu ausgebauten Hembergener Straße spannten die Saerbecker Grünen mit Jan-Niclas Gesenhues. Der Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen nutzte die Gelegenheit nach der Kundgebung der Landwirte am Montag für Diskussion und aktuelle Informationen im Büro der Ortsgruppe am Kirchplatz.
Erste Erfahrungen nach dem Ausbau der Hembergerner Straße zeigten, dass hier mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren werde, so die Saerbecker Grünen. Dies hätten auch Anwohner berichtet. Autofahrer würden dazu verleitet, auch weil durch den unmittelbar anschließenden Radweg die Straße noch breiter wirke, als sie tatsächlich sei. Gesenhues versprach, diese Kritik mitzunehmen in die Kreistagsfraktion und die Bedenken in seinen regelmäßigen Gesprächen mit der Kreisverwaltung anzusprechen.
Für das Gespräch bat die Ortsgruppe Gesenhues um Einschätzung und Informationen unter anderem zum Verkaufsstop von Torf zur Erhaltung von Mooren und eine Einschränkung der Flächenversiegelung. Tatsächlich gebe es im Rahmen der „Moorstrategie“ der Bundesregierung die Absicht, den Verkauf von torfhaltiger Erde an Privatleute ab 2026 zu beenden und 2030 insgesamt für die „Erde-Industrie“, erklärte Gesenhues. Der umweltpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag zeigte sich allerdings skeptisch, ob dies auf freiwilliger Basis gelingen werde. Großbritannien habe den Verkauf einfach verboten, ohne Ordnungsrecht werde es wohl auch in Deutschland nicht gehen.
Einen anderen Lösungsweg sieht Jan-Niclas Gesenhues zur Eindämmung der Flächenversiegelung. Ziel der Bundesregierung sei, dass aktuell nicht mehr als 30 Hektar am Tag bebaut werden. Tatsächlich seien es aber 60 Hektar. Würde das so weiter gehen, gäbe es in 200 Jahren im Kreis Steinfurt keine Ackerflächen mehr, verdeutlichte er die Dimension und griff dabei die Sorge der Landwirte auf. Nach intensiver Beschäftigung mit dem Thema halte er „Flächenzertifikate“ für das beste Mittel, um eine weitere Versiegelung in Zukunft sogar ganz vermeiden zu können.
Es habe bereits einen Feldversuch mit mehreren Kommunen dazu gegeben, der sehr positiv verlaufen sei, erklärte Gesenhues. Kommunen, die neue Baugebiete erschließen oder Industrie ansiedeln wollten, müssten die Zertifikate erwerben. Umgekehrt könnten andere Gemeinden Gebäude zurück bauen und damit Flächen entsiegeln. Dafür könnten sie Zertifikate verkaufen. Das sei eine wesentlich flexiblere Lösung als Ge- und Verbote.